Gedanken für HEUTE

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Gedanken für HEUTE - Monat Mai 2020

 

31. Mai 2020 - Pfingstsonntag.

Apg 2, 1–11

1 Kor 12,3b–7.12–13

Joh 20,19–23

 

Es gibt Tage im Leben da hängen die Wolken tief. Ich meine hiermit nicht das Wetter, sondern den Blues - Ach welch ein Seelenzustand! Hoffnung wird auf einmal zum Fremdwort.

So ähnlich erging es auch den Jüngern. Ohne Jesus waren sie rat- und hoffnungslos. Was würde nun geschehen? Wie weggeblasen all die Erinnerung an seine Worte. Alles erstickt in Traurigkeit und Bedeutungslosigkeit.

Verschlossen die Tür, verschlossen der Weg, verschlossen die Zukunft.

Doch mit einem Schlag verändert sich das Leben auf’s Neue. Hoffnung ist da wo der Tag so trübselig begann. Wir können mit den Jüngern mitfühlen. Da wo nichts mehr ist, bricht auf einmal der heilige Geist wieder neu durch. Des Geistes frischer Wind bläst durch unseren Kopf und trägt alle Ängste und Sorgen weit fort. 

Der Blues, wie weggeblasen!

Der Mystiker Johannes Tauler hat das so formuliert:

 “Der Hl. Geist vollzieht zweierlei im Menschen:

Er schafft eine Leere in ihm

und er füllt diese Leere.

Der Mensch muss sich ergreifen lassen,

muss sich leer machen lassen

und bearbeiten lassen.

Er muss alles loslassen

und sich ins reine Nichts fallenlassen.”

Das ist das kein einfacher Gedanke. 

Doch wir dürfen auch darauf vertrauen, dass uns der Heilige Geist in all den unerträglichen Situationen unseres Lebens auf geheimnisvolle Art und Weise wieder Kraft und Stärke schenkt - Unverhofft neues Leben einhaucht.

Bravo - Heiliger Geist ! …. und.... Danke!

Diakon Bruno Wagner

 

30. Mai 2020 - Samstag.

Apg 28,16-20.30-31

Joh 21,20-25

 

Der junge Nachbar ist schon wieder nicht in der Kirche - Letzte Woche war die Kirche schöner geschmückt - Der hat schon wieder nichts getan!

Es liegt in der Natur des Menschen. Wir beobachten und vergleichen. Manchmal, und es mag durchaus auch unbewusst sein, beurteilen und verurteilen wir sogar.

Bin ich oder die anderen tüchtiger? Wie machen die das? Haben sie einfach nur mehr Glück? Werden sie von Gott mehr behütet und beschützt? Ist Gott auf deren Seite? Wie kann das sein?

“Was geht es Dich an?” Jesus Worte hören sich etwas rüde an - Ein wenig nach kalte Dusche für Petrus - Oder? Aber es ist doch eine Frage die auch uns ein wenig wecken kann. Wenn ich mich wieder einmal beim beurteilen und verurteilen ertappe, kann ich mir vorstellen, Jesus würde mir diese Frage ebenso stellen. “Was geht es Dich an?”

Ist nicht jeder Mensch anders geartet, geboren und in einer differenten Lebenssituation? Jesus ruft und beruft, wen er will, wie er will und wann immer er auch will. Auch wenn wir alle derselben Kirche angehören und manchmal sogar in derselben Kirche sitzen und sogar dasselbe Evangelium hören, so kann es doch sein, dass wir uns jeder auf eine andere Art und Weise von Gottes Wort und Geist angesprochen fühlen. So gesehen auch Jesus auf ganz verschiedene Art und Weise folgen und dienen. Und das ist gut so 

Diakon Bruno Wagner

 

29. Mai 2020 - Freitag.

Apg 25,13-21

Joh 21,1.15-19

 

“Liebst Du mich?” - Würde mir Jesus diese Frage stellen, jetzt in diesem Augenblick, wie würde ich antworten? 

Petrus war die Leitfigur unter den Jüngern Jesu. Er erkannte als erster, dass Jesus der erwartete Messias ist. Als einziger ist er aus dem Boot geklettert um Jesus am Wasser entgegen zu gehen. War bereit mit Jesus in den Tod zu gehen. Trotz seines Treueschwurs hat er dann Jesus dreimal verleugnet.

Jesus redet Petrus mit „Simon, Sohn des Johannes“ an, den Namen den er vor seiner Berufung hatte. Dadurch wird Petrus bewusst, dass er mit seinem ungestümen Wesen, seiner Selbstüberschätzung gescheitert ist und auch Schuld auf sich geladen hat. Das lässt sich nicht ungeschehen machen. Mit der Frage: „Liebst du mich mehr als die anderen?“ Erhält Petrus die Chance seine Beziehung zu Jesus neu zu überdenken. 

“Liebst du mich?” - Auch ich habe die Chance meine Beziehung zu Jesus zu überdenken. Bin ich bereit über all die kleinen Unterlassungen nachzudenken ? War da nicht auch Leugnen? Bin ich nicht Einer der Vielen dem sein Ego, wenn's drauf ankommt, wichtiger als Jesus ist? 

Mit “Liebst du mich?” ist auch “willst du nicht wieder neu mit mir anfangen?” gemeint. Es liegt an mir!  Mag ich in Demut neu auf Jesus zugehen? Bin ich für MEHR bereit?

Mag sein dass mit diesem kleinen Rückschritt ein großer Fortschritt gelingt - Hin zu wahrer Liebe, wie Jesus liebt.   

Diakon Bruno Wagner

 

28. Mai 2020 - Donnerstag.

Apg 22,30; 23,6-11

Joh 17,20-26

 

Ein Gebet voller Vertrauen, voller Hoffnung und Zuversicht. Es spiegelt die innige Beziehung von Jesus mit seinem Vater wieder. All die Worte und Bitten die er an Gott seinen Vater richtet, lassen erkennen, dass er mit jeder Faser seines Seins vom Vater stammt und zu ihm zurückkehren wird.

Spiegelt solch eine innige Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht auch sinnbildlich die innige Beziehung von Eltern mit ihren Kindern wieder? Ist das eine idealisierte Darstellung?

Da ist in erster Linie das tiefe Vertrauen ineinander. Da ist wahrhaftige Liebe mit Vertrauen dass sich auf Gegenseitigkeit stützt. Aus all dem entsteht ein tiefes Gefühl von Geborgenheit. Gewissheit, dass sich jeder dem anderen vollkommen öffnen kann.

Man hat in diesem Evangelium das Gefühl Jesus müsste dieses Gebet gar nicht sprechen. Vater und Sohn sind dermaßen Eins, dass der Vater all das was ihm der Sohn sagen wird sowieso schon weiß und kennt. Jesus stärkt mit diesem Gebet die Bindung und Beziehung zwischen Gott und den Menschen.

Ein passender Zeitpunkt darüber nachzudenken worauf meine Beziehung zu meinem Partner, zu meinen Kindern und Enkeln baut. Wichtiger noch - Worauf baut ihre Beziehung zu mir? Können sie mir vollstes Vertrauen schenken? Bin ich ein Mensch der ihnen Gewissheit gibt, dass sie sich mir vollkommen öffnen können? Bin ich der/die Vater/Mutter Großvater/Großmutter der sie vorbehaltlos annimmt so wie sie sind?  

Denken wir nochmals an das Evangelium - Da ist grenzenlose Liebe, Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht. Vielleicht verspüren wir dies, wenn wir “mit” unserem Vater im Himmel sprechen wie Jesus es getan hat. 

Gott kennt für ein Gebet keinen falschen Zeitpunkt. Vater unser, der du bist im Himmel …. 

Diakon Bruno Wagner

 

27. Mai 2020 - Mittwoch.

Apg 20,28-38

Joh 17,6a.11b-19

 

Ich vermute, dass einige von uns schon darüber philosophiert haben wie die Welt denn sein könnte. Die berühmte was - wäre - wenn - Frage. Besser, runder, schöner friedlicher ..und vieles andere. Viele Menschen sind der Meinung, dass die Welt nach Corona nicht mehr dieselbe sein wird. Na und? Ändert sich die Welt nicht andauernd?  Zurückblickend gibt es viele epochale Ereignisse die die Welt sehr wesentlich verändert haben. Für mich zählt da in erster Linie die Veränderung dieser Welt mit Jesu Geburt, seinem Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung. 

Gegen ihn haben die Dinos mit Ihrem Abtanzen von der Weltbühne vor 65 Mio-Jahren bedeutungsmäßig einfach keine Chance (für mich zumindest).

Jesus - Sohn zweier Welten. Als ewiger Gottessohn in Gottes Welt, auch Reich Gottes genannt. Als Menschensohn und Bruder in unserer Menschen-Welt. Das schafft keiner von uns! Oder doch? Die Welt kann sich für den einzelnen Menschen verändern auch wenn der Rest davon nichts spürt. Als ein epochales Ereignis persönlicher Natur würde ich die Taufe nennen. Die Taufe macht uns nicht nur zu einem neuen Menschen, sondern sie verändert unsere Welt und meist unser Weltbild. Doch das Wesentlichste ist die Eröffnung einer neuen Dimension - der Glaubenswelt und der Eintritt in das Reich Gottes - Gottes Welt.  Wir sind Weltenbürger, aber noch nicht im Reich Gottes angelangt. Wir beginnen aber, es bereits hier in unserem irdischen Leben zu realisieren. Werden wir dadurch weltfremd? Zu Astronauten ohne Raumschiff? 

Unsere Taufe und unser Glaube nimmt uns nicht aus dieser Welt - Ganz im Gegenteil ! Erst dadurch werden wir in die Welt hineingesandt. Sie ist der Ackerboden, auf den das Wort Gottes gestreut wird, und den wir bearbeiten.

Diakon Bruno Wagner

 

26. Mai 2020 - Dienstag.

Apg 20,17-27

Joh 17,1-11a

 

So viele schöne und eindringliche Worte, so viel Liebe in einem Gebet.

Jesus betet für uns, für dich und für mich. Er ist nicht mehr in dieser Welt, aber Er sorgt sich für uns alle in dieser Welt.  

Ein Gebetsimpuls auch für uns. 

Wenn er die Menschen seinem Vater an empfiehlt so können wir dies durch ihn doch ebenso tun. Ist es nicht ein besonderer Beweis an Liebe, Menschen die uns nahe sind in unser Gebet mit hinein zu nehmen und Jesu an zu empfehlen?

Es ist ein Akt von Warmherzigkeit, wenn wir auch diejenigen, mit denen wir es schwer haben, so in unser Gebet einschließen. Mit jedem Gebet öffnen wir uns auch für das wärmende Licht und die Kraft unseres Herren und werden so eins mit ihm.

Unser Leben kann mit ihm erstrahlen, in unserer Familie und überall dort wo wir täglich gefordert werden. 

Wir gehören zu Ihm. Er will, dass wir glücklich sind und diejenigen, mit denen wir unser Leben teilen, ebenso glücklich machen.

Diakon Bruno Wagner

 

25. Mai 2020 - Montag.

Apg 19,1-8

Joh 16, 29-33

 

Wie empfinde ich die Welt um mich? Stellt man diese Frage, so ist bemerkenswert, wie viele Menschen sich einem bedrohlichen Schicksal ausgesetzt fühlen. 

Heute hören wir sogar im Evangelium “In der Welt seid ihr in Bedrängnis“. Bedrängnis - was ist das? Druck von außen, der mich in meinem Menschsein unsicher werden lässt und Angstgefühle auslöst. Coronakrise, Klimakrise, Finanzkrise und was sonst noch alles! 

Worauf mein Leben bauen? Wem noch Vertrauen  Wo sich anhalten? Entsteht all dieser Druck durch Dinge die um mich herum passieren, oder habe ich auch selbst Einfluß?
Für manche einen ist Glaube und Religion gleichbedeutend mit angebunden sein und einhergehender Einschränkung der Freiheit. Wie wirkt grenzenlose Freiheit auf mich ? Kann grenzenlose Freiheit auch Ängste auslösen?

Dieses “Angebunden sein” im positiven Sinne, diese “Bindung” an unser Glauben, gibt uns auch Halt. Die Zuversicht die uns Jesus immer wieder zuspricht lässt uns trotz aller Nöte immer wieder Hoffnung schöpfen. “Habt Mut! Ich habe die Welt besiegt “ spricht Jesus.  

Keiner von uns muß die Welt besiegen. Sie besteht nicht aus Freunden und Feinden, nicht aus schwarz und weiß. Wir selbst sind Teil von ihr. Auch Teil aller Verrücktheiten die darin passieren! Jesus hat diese Verrücktheit der Welt in seinem Menschsein durchlitten - Für uns. 

Im übertragenen Sinne sichert er uns zu - “Hab Mut - Nur zu - Hänge den Karabiner deines Sicherheitsgurtes bei mir ein. Wenn sich auch die Schwierigkeiten deines Lebens vor dir auftürmen, vertraue mir und verzage nicht. Ich werde dich führen“.

Diakon Bruno Wagner

 

24. Mai 2020 - 7. Ostersonntag.

Apg 1,12-14

1Petr 4,13-16

Joh 17,1-11

 

„Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu und seinen Brüdern“ (Apg 1,14) – Das könnte als programmatische Überschrift als Motto der Kirche gelten. Wir sind nämlich nur dann Kirche, wenn wir das auch tun: gemeinsam im Gebet verharren.

Wir können unzählige Projekte und Strukturreformen umsetzten: Es wird alles Schall und Rauch sein, wenn das Wesentliche fehlt…

Angefangen von der Marienverehrung, die im Mai Tradition in der Kirche hat, können wir eine Reihe von Beispielen im Lauf der Kirchengeschichte aufzählen, die die große Macht des geeinten Gebetes bezeugen. Auch heute gibt es das, wenn wir es möglicherweise auch seltener wahrnehmen. Gott wirkt dort, wo Kirche lebt – und zwar nicht im Aktionismus, sondern im Geist und in der Wahrheit!

Der Franziskanerpater Petrus Pavlicek, der im Österreich der Nachkriegszeit durch seine Rosenkranz-Gebetszüge um den Frieden bekannt wurde, sagte einmal: „Geeintes Gebet ist eine Macht, die Gottes Barmherzigkeit auf diese Welt herabzieht.“

Heute ist auch der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel: Das betrifft gewiss in erster Linie die Jüngeren besonders, aber vielleicht können wir auch auf diesem Weg bewusste Akzente hin zum gemeinsamen Gebet und Kirche-sein setzen.

Thomas Schmid

P.S. Ab Morgen schreibt Dk. Bruno Wagner die „Gedanken für heute“.

 

23. Mai 2020 - Samstag.

Apg 18,23-28

Joh 16,23-28

 

Wenn wir beten, so ist es – menschlich nachvollziehbar – oft ein Bittgebet. Das ist es auch, was uns Jesus lehrt. Es gibt ja viele Stellen in der Bibel, wo Jesus den Jüngern sagt, wie sie beten sollen (Bsp. Vater unser). Wir müssen bestimmt auch manchmal Acht geben, dass das Gebet nicht etwas wird, wo wir versuchen, dem lieben Gott vorzuschreiben, was er denn bitte jetzt zu tun hat.

Bittgebet hat viele Dimensionen. Eine davon vermittelt uns Jesus im heutigen Evangelium: „Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen wird.“

Wir dürfen uns im Gebet in Jesu Namen durch den Hl. Geist  vollkommene Freude schenken lassen: Gewissheit, dass er uns liebt und immer bei uns ist, selbst dann, wenn Gottes Pläne anders als unsere Pläne sind.

Thomas Schmid

 

22. Mai 2020 - Freitag.

Apg 18,9-18

Jog 16,20-23

 

„Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln“ (Joh 16,20)

Was Jesus hier seinen Jüngern sagt, gilt auch uns heute: In dieser Spannung stehen unser Leben und unser Glaube.

Seit gestern befinden wir uns in der Pfingstnovene. Neun Tage lang beten wir um die Sendung und Ausgießung der Gaben des Hl. Geistes. Möge der Hl. Geist an uns wirksam werden und uns vorbereiten in Zeiten von Spannungen und Leiden auf die ewige Freude!

Zur Betrachtung in diesen Tagen kann man Gotteslob (neu) Nr. 29, 4 zur Hand nehmen oder die Heilig-Geist-Litanei (GL 565) beten.

Thomas Schmid

 

21. Mai 2020 - Christihimmelfahrt.

Apg 1,1-11

Eph 1,17-23

Mt 28,16-20

 

„Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“, fragten die Jünger den Herrn. (Apg 1,6)

„Herr, wirst du alle Ungereimtheiten, alles Leid wegnehmen, die Unehrlichen entfernen, die Skandale beenden, wirtschaftliche Probleme beseitigen, die Kirche zum Himmel auf Erden machen, ….?“, könnten wir Jesus heute fragen.

Seine Antwort ist eine Verheißung. – Wir glauben und bekennen, dass Christus einst wiederkommen wird in Herrlichkeit. Seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Ein politisches Weltreich wird er aber nicht errichten... – Wir dürfen allerdings Zeugen für sein Reich und seine Gegenwart sein, „alle Tage, bis zum Ende der Welt“. (vgl. Mt 28,20)

Es gibt ein schönes neues geistliches Lied von Albert Frey, das das Reich Gottes besingt: 

„Für den König, für den Herrn.

Für ihn geben wir uns hin.

Seine Ehre unser Ziel,

nichts bedeutet uns jemals so viel.

Für den König, für sein Reich.

Alle Menschen sind hier gleich.

Lamm und Löwe sind vereint.

Und das Licht der Gerechtigkeit scheint.“

Thomas Schmid

 

20. Mai 2020 - Mittwoch.

Apg 17,15.22-18,1

Joh 16,12-15

 

Wir haben als Christen das unfassbar große Geschenk erhalten, dass wir nicht Götter erfinden müssen, die wir nicht kennen, sondern dass wir an einen Gott glauben dürfen, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, der zu uns gesprochen hat, der sich fassbar gemacht hat und der uns gezeigt hat, wie Menschsein geht. Es ist leicht möglich, dass wir selbst als Getaufte hin und wieder werden wie die Athener in der Apostelgeschichte, die allen möglichen Göttern Altäre und Tempel errichten und die doch nicht wissen, was sie eigentlich tun sollen. Wir werden allerdings dann schnell feststellen, dass Gott nicht in Tempeln wohnt, die von Menschen errichtet worden sind. (vgl. Apg 17,24) Götzen werden uns kein Glück bringen. ER selbst hat uns berufen und möchte, dass wir IHM folgen. ER hat Großes mit uns vor. Wenn wir IHN besser kennenlernen möchten, sind wir eingeladen zum Lesen in der Bibel oder zum persönlichen Gebet.

Thomas Schmid

 

19. Mai 2020 - Dienstag.

Apg 16,22-34

Joh 16,5-11

 

Wir hören heute eine kurze Perikope aus dem Johannesevangelium, die es aber in sich hat und die auf Anhieb nicht leicht zu verstehen ist. Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt. Diese scheinen aufgrund seiner Worte betroffen zu sein, aber Jesus verheißt den Hl. Geist, den göttlichen Beistand für das Leben.

Stellen wir uns vor, Jesus würde zu uns sprechen, bevor er fortgeht: Wie würden wir reagieren? Wären wir traurig oder würden wir vertrauensvoll auf die Sendung des Geistes warten und bereit dazu sein?

Wenn wir uns verabschieden, geben wir dem Scheidenden oft gute Wünsche oder Anliegen mit. Was würden wir Jesus sagen? Wäre da vielleicht ein Dank, ein Wunsch oder eine besondere Bitte?

Die Kirche begeht die Tage vor Christi Himmelfahrt traditionell als Bitttage. Wagen wir es, Jesus eine oder mehrere Bitten mitzugeben!

Thomas Schmid

 

18. Mai 2020 - Montag.

Apg 16,11-15

Joh 15,26-27.16,1-4

 

Missionarische Tätigkeit ist wesentlich für das Christentum seit den ersten Stunden: Wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben (vgl. Apg 4,20)

In der heutigen Lesung folgen wir der Missionstätigkeit der ersten Christen bei den Griechen und hören, wie Paulus zu einer Frau spricht, deren Herz Gott geöffnet hat, sodass sie aufmerksam zuhörte.

„Der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte.“ (Apg 16,14) – Diese Passage scheint mir besonders wichtig, denn sie zeigt uns, dass wir als Verkünder oder Vermittler des Glaubens(wissens) letztlich immer nur Werkzeuge Gottes sind. 

Wir sollen zwar durch Worte und Taten vom Glauben an Jesus Christus Zeugnis geben, aber in angemessener Weise, denn Gott muss die Herzen öffnen, dass man uns auch mit Gewinn zuhören kann und unsere Tätigkeit auf fruchtbaren Boden fällt. Also: Zeugnis geben vom Glauben, der uns erfüllt, missionarisch sein, aber niemals auf eine Art und Weise, die für andere abstoßend und überfordernd wirkt. – Vertrauen wir auf Gott, dass er die Herzen bereiten wird.

Thomas Schmid

 

17. Mai 2020 - 6. Ostersonntag.

Apg 8,5-8.14-17

1 Petr 3,15-18

Joh 14,15-21

 

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“. Ist auf der Glaubensebene die Liebe mit den Geboten zu vereinen? Das Leben aus dem Glauben ist keine bloße Gefühlssache: „Ich fühle und empfinde es so“. Es ist auch kein „Alles richtig machen zu müssen“, weil die Gebote es so sehen. Es ist, denke ich, eine „Mischung“ vom Beiden. Gebote wird nur der halten, der wirklich liebt.

Der hl. Augustinus (354-430) sagte: „Liebe, und dann tu, was du willst. Wenn du in der Liebe stehst und handelst, dann kannst du keine Fehler machen. Und wenn du trotzdem welche machst, wird dich die Liebe lehren, sie zu erkennen und zu korrigieren“. Also eine Symbiose zwischen Liebe und Gebot.

P.S. In der kommenden Woche schreibt Thomas Schmid die Gedanken.

 

16. Mai 2020 - Samstag (Hl. Johannes Nepomuk, 1350-1393).

Apg 16,1-10

Joh 15,18-21

 

„Liebt einander“ und am Gegenpol „die Welt wird euch hassen“. Mit diesem Gegensatz wird eine tragische Spannung der Geschichte deutlich: Liebe gegen Hass. Diese zieht sich durch alle Zeiten, also auch durchs mein Leben.

Wie kann ich diese im Alltag meistern? Eine generelle Antwort gibt es nicht, aber ich glaube, jeder von uns hat es in der Hand, wie er auf verschiedene Situationen reagiert: Mit Liebe oder mit Hass (Hass kann sich auch als Gleichgültigkeit oder Unfreundlichkeit zeigen).

 

15. Mai 2020 - Freitag (Hl. Sophia, + um 304 in Rom).

Apg 15,22-31

Joh 15,12-17

 

„Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“. Hier handelt sich nicht um ein Gesetzesgebot. Die Liebe kann niemals auferlegt werden. Sie ist Herzenssache, auch wenn die hier gemeinte Liebe nicht zuerst als emotionale verstanden wird, sondern in dem Sinne, dass jeder dem anderen gut sein soll.

„Liebt einander“ umfasst sowohl die Gottes- als auch Nächstenliebe. Jesus hat geliebt: In der Liebe zu Gott die Menschen und in der Liebe zu Menschen Gott.

 

14. Mai 2020 - Donnerstag.

Apg 15,7-21

Joh 15,9-11

 

„Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt“. Wir sind in dieser göttlichen Liebe getragen und geborgen. Das wissen wir. Aus diesem Wissen sollte unser Denken und Tun der Liebe entspringen. Das sind die Früchte, von denen wir gestern gehört haben (Weinstock). Es geht nicht um die „Menge“ der Früchte, sondern um ihre Qualität. 

„Bleibt in meiner Liebe“ bedeutet, sich nicht von Jesus abzuwenden, ihn nicht beiseite zu schieben und sich an anderen Maßstäben zu orientieren. Die Beziehung zu Jesus führt in die Beziehung zu Gott: „Damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“.

 

13. Mai 2020 - Mittwoch - Unsere Liebe Frau von Fatima.

Apg 15,1-6

Joh 15,1-8

 

„Ich bin der wahre Weinstock“. Dieser Vergleich sagt Vieles über die Gemeinschaft der Christen. Einen Weinstock kann sich jeder vorstellen, den Stock mit den Zweigen, den Reben und der daran wachsenden Frucht. Die Reben wachsen am Weinstock und sind mit ihm verbunden. Sonst können die Zweigen nicht wachsen und Trauben tragen. Christliche Gemeinde gibt es nur, wenn sie am Weinstock hängt, an Jesus Christus: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Ihr könnt keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt“. 

Ist Jesus, sein Wort und seine Person, sein Beispiel und Vorbild wirklich die Mitte meines Denkens und Handelns? 

Und wenn wir manchmal nicht wissen, wie wir zu Jesus finden, bitten wir seine Mutter um die Hilfe. Sie ist „Unsere liebe Frau“.

 

12. Mai 2020 - Dienstag.

Apg 14,19-28

Joh 14,27-31

 

„Meinen Frieden gebe ich euch“. Heute eine Betrachtung vom Hl. Pater Pio von Pietrelcina: „Der Geist Gottes ist ein Geist des Friedens. Selbst in unseren schwersten Verfehlungen lässt er uns gerade durch seine Barmherzigkeit einen ruhigen, demütigen und vertrauensvollen Schmerz empfinden. Im Gegensatz dazu: Der Geist des Bösen erregt, verärgert und lässt uns in unserem Versagen eine Art Wut gegen uns selbst verspüren. Und doch sollten wir uns selbst gegenüber in erster Linie die Liebe walten lassen. Wenn Sie also von bestimmten Gedanken gequält werden, kommt diese Unruhe niemals von Gott, sondern vom Teufel. Da Gottes Geist ein Geist des Friedens ist, schenkt er Ihnen die Gelassenheit“.

 

11. Mai 2020 - Montag.

Apg 14,5-18

Joh 14,21-26

 

Jesus spricht von der Liebe. Das Kriterium und Merkmal für sie ist: „Seine Gebote haben und halten und an seinem Wort festhalten“. Was heißt eigentlich lieben?

Erich Fromm (1900-1980) meinte: Die Liebe sollte eine Entscheidung sein, mein Leben dem Leben des Anderen anzuvertrauen. Jemanden lieben ist nicht nur ein Gefühl, sondern auch Entscheidung, Urteil und Versprechen. Gefühl kommt und kann verschwinden. Wenn Entscheidung und Urteil fehlen, weiß ich nicht, ob ich wirklich liebe (vgl. „Die Kunst des Liebens“).

Haben wir uns schon für Jesus, für seine Gebote und für sein Wort entschieden? Er will sich durch uns und in uns der Welt offenbaren.

 

10. Mai 2020 - 5. Ostersonntag.

Apg 6,1-7

1 Petr 2,4-9

Joh 14,1-12

 

„Wählt aus eurer Mitte…“. Hier haben wir mit den ersten organisatorischen Problemen der frühen christlichen Gemeinde zu tun. Gemeinde suchte nach der Lösung, und sie fand diese: „Und sie wählten…“. Die Gemeinde hat also die Aufgaben und die Verantwortung verteilt.

So sollte es auch in unseren Pfarren sein. Keiner von uns kann Alles. Es gibt aber auch Keinen, der Nichts kann. Die Verantwortung für die Gemeinde tragen nicht nur der Pfarrer, der Diakon, der PGR und PKR, sondern wir alle. Die Pfarre ist unser gemeinsames Zuhause.

Habt ihr schon euren Platz, eure Aufgaben in der Pfarrgemeinde gefunden?

 

9. Mai 2020 - Samstag.

Apg 13,44-52

Joh 14,7-14

 

Ein Evangelium, dass man nicht oft genug lesen kann. 

Ich gebe es zu! Ich musste es mehrmals lesen, nicht weil es so schwierig zu lesen ist, sondern weil Johannes Jesu Worte, so wunderbar darbringt. Jedesmal lesen geht es tiefer unter die Haut. Jesus Worte sind ein eindrücklicher Appell. “Glaub mir doch!!”  .. und wenn nicht .. “Glaubt mir doch auf Grund meiner Werke!!”.

Ein guter Ansatz, Menschen die mir entgegenkommen nicht selbst mit Vorurteilen zu begegnen, sondern Ihre Werke zu betrachten. Vielleicht auch ein wenig das positive herausheben. Wer ist schon fehlerlos.

So gesehen lebt der Glaube wahrhaftig in uns, wenn wir, auch wenn nur an dem heutigen Tag, das tun was Jesus uns in diesem Evangelium sagt.

Diakon Bruno Wagner

 

8. Mai 2020 - Freitag.

Apg 13,26-33

Joh 14,1-6

 

Was erwartet mich nach dem Tod? 

Sind da Bilder, Erwartungen, vielleicht auch Hoffnungen in mir? Wo bin ich dann? Wie könnte das ewige Leben dort sein?

Schon einmal darüber nachgedacht? ... Noch zu früh?

Jesus verwendet das Bild vom „Haus meines Vaters“. In Zeiten des Genderns und der Emanzipation sprechen wir daher eher vom „Elternhaus“. Der Ort wo uns die Eltern großgezogen haben, die vier Wände in denen uns auch allerlei Schabernack eingefallen ist (zumindest mir). 

Wie auch immer die Bilder in unserem Kopf aussehen mögen - Eins haben sie oft gemeinsam - Es wird der Ort des Ankommens, der Stille und des Ausruhens sein. Kein Himmels-Ballermann, sondern Entspannung von der Mühsal des Lebens - Ewige “Bleibe”. 

Jesus ist uns vorausgegangen um diesen Platz für uns vorzubereiten. Er selbst sorgt für uns. 

„Ich werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“  

Welche eine grandiose Zusage!   

Was könnte tröstlicher sein? - Was noch mehr Vertrauen und Zuversicht schenken? Stellt sich da nicht ein warmes, wohliges Gefühl ein ? 

Wie den Weg dorthin finden? Die Antwort Jesu - „Ich bin der Weg“!

Er geht voraus, kennt den Weg. Wir brauchen ihm nur auf seinen Spuren zu folgen. Sein Vaterhaus finden wir, wenn wir Jesus auch als unseren Weg im Leben gefunden haben. 

Er sagt: Glaubt an Gott, und glaubt an mich. Vertraut mir! So findet ihr sicher nach Hause!

Diakon Bruno Wagner

 

7. Mai 2020 - Donnerstag.

Apg 13,13-25

Joh 13,16-20

 

Menschen verletzen, hintergehen, verraten einander. Das tut weh und schmerzt tief bis in die Seele. Solche Wunden heilen oft nur langsam.

Wer hat so etwas nicht schon durchlebt?

Auch Jesus machte auf seinem Leidensweg eine solch schmerzvolle Erfahrung. Er sagt sie den Jüngern sogar voraus. “Einer, mit dem ich mein Brot geteilt habe, hat sich gegen mich gewandt“. 

Ich denke jeder von uns würde bei Kenntnis eines solchen Umstandes achtsam werden, die Person ansprechen -  sich aussprechen.

Doch ist das immer so? Liebe macht leider auch manchmal blind. Beziehung setzt immer auch Vertrauen voraus. Man “glaubt” einander und will nicht wahr haben, daß das geschenkte Vertrauen missbraucht wird. 

Jesus hat seine Jünger geliebt - auch Judas. Er hebt seine Nähe zum angehenden Verräter mit dem “ ich habe mit ihm mein Brot (mein Leben) geteilt” ganz besonders hervor.

Jesus erträgt diese Spannung, denn er erfüllt damit das, was die heilige Schrift vorausgesagt hat. Judas wird ihn ausliefern.

Wie geht es mir mit solchen Menschen oder Umständen? Halte ich die Spannung aus? Explodiere ich? Ein Patentrezept, denke ich, gibts nicht. Vielleicht aber kommen mir nach einem Gebet Gedanken die zu einer Lösung führen. 

Bittet und Euch wird gegeben

Diakon Bruno Wagner

 

6. Mai 2020 - Mittwoch.

Apg 12,24-13,5

Joh 12,44-50

 

Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. (Joh 12,46)

Ich muss bei diesem Wort aus dem heutigen Evangelium immer an einige Verse eines meiner Lieblingspsalmen denken. Ps 139,11-12: Würde ich sagen: „Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben“, auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.

Nehmt euch doch heute mal die Bibel zur Hand und lest euch Psalm 139 vollständig durch oder besser: betet ihn durch!

Thomas Schmid

 

5. Mai 2020 - Dienstag.

Apg 11,19-26

Joh 10.22-30

 

Sie umringten Jesus und fragten: „Wie lange noch willst du uns hinhalten? Wenn DU der Messias bist, sag es uns offen!“ (vgl. Joh 10,24) – Die Menschen, die Jesus bedrängen, wollen endlich wissen, ob er der Messias ist, der Erlöser, auf den sie warten. Sie haben ihre Erwartungen und Vorstellungen, glauben ihm aber nicht und sind nicht fähig, auf seine Stimme zu hören und seine Botschaft anzunehmen.

Jesus antwortete ihnen: „Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab.“ (Joh 10,25)

Ich frage mich dieser Tage oft: Wo ist der Glaube an die heilende und erlösende Macht Christi in der Kirche? Sehen wir vielleicht viele Werke Gottes nicht, weil wir zu sehr mit anderen Fragen beschäftigt sind?

Thomas Schmid

 

4. Mai 2020 - Montag.

Apg 11,1-18

Joh 10,11-18

 

In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte hören wir von den Mitgliedern der christlichen Gemeinde in Judäa (die gläubige Juden waren, also zum auserwählten Volk gehörten), wie sie Petrus ihr Unverständnis darüber entgegenhielten, dass auch Heiden das Wort Gottes angenommen hatten. – Zwei Gedanken:

Konfliktpotential und Unverständnis gab es in den christlichen Gemeinden von frühesten Zeiten an. Klärungen gab es dann, wenn man sich offen und ehrlich darüber ausgesprochen hat. Manchmal muss das sein und trägt sogar zu größerem Verständnis bei.

Oftmals haben wir in unseren vertrauten Gemeinden nur uns selbst im Blick. Doch wir sollten nie vergessen, dass der Herr auch die ruft, die (noch) nicht zu unseren Reihen gehören. – Stellen wir uns ihnen nicht in den Weg, sondern werden wir zu Türöffnern, die einladen und ihnen entgegengehen!

Thomas Schmid

 

3.Mai 2020 - 4. Ostersonntag.

Apg 2,14.36-41

1 Petr 2,20-25

Joh 10,1-10

 

Das Bild vom Guten Hirten ist vielleicht die älteste Darstellung Christi. Dieses Bild sehen wir schon in den Katakomben in Rom. Was hat das in sich? Warum ist es so beliebt?

Es gibt sicherlich viele Antworten, und jeder von uns wird eine für sich selbst finden können. Ich möchte heute das Vertrauen betonen. „Er ruft sie beim Namen und sie kennen seine Stimme“. Das Leben ohne Vertrauen ist kaum vorstellbar. 

Können wir vertrauen, grenzenlos? Oder sind wir eher vorsichtig auf dieser Ebene? Es geht nicht nur ums Vertrauen zu Gott. Es geht auch ums Vertrauen zu unseren Mitmenschen.

 

2. Mai 2020 - Samstag.

Apg 9,31-42

Joh 6,55.60-69

 

Sich stellen? - Standhaft sein? - Zurückweichen? Oder gar Angreifen?

Wie oft stehen wir in unserem Leben vor solchen Situationen?  Wenn im Beruf die Überforderung droht - In der Familie der Streit überhand nimmt - In der Partnerschaft das Gespräch nicht mehr möglich scheint!  Was ist die richtige Reaktion?

In unserem Glaubensleben werden wir zwar manchmal hart gefordert, aber verglichen mit den Anfängen der Christenheit - Gott sei Dank - nicht verfolgt .

Jesus hat seine Jünger und damit alle die ihm nachfolgen ermutigt, trotz Verfolgung und sonstiger Herausforderungen, standhaft zu bleiben. Dem Standhaften verspricht er zuletzt Errettung. 

Diese Botschaft ist auch an uns adressiert!

Um sie nicht falsch zu verstehen! Er will nicht, dass wir in zwei Extreme verfallen. Weder radikale Glaubens-Heroes noch sich verkriechende, stille Looser zu werden. Im Evangeliums wird indirekt an die Klugheit des Einzelnen appelliert. Standhaftigkeit heisst nicht sinnlose Aufopferung - Kluges Zurückweichen, ist wenn notwendig, ebenso eine Option, sofern das  Ziel so erreichbar scheint! 

Klar ist - Wir ALLE sind als seine Nachfolger aufgefordert, unseren Glauben in unserem Lebensumfeld standhaft und offen zu leben und auch zu bekennen. 

Ja klar doch  ….Ja wirklich??... So sicher?.. Soooo selbstverständlich?
Wie schaut’s aus? Hat bei mir in Analogie zu Petrus nicht auch der Hahn schon öfters gekräht? Wie reagiere ich, wenn ich selbst, mein Glaube, die Kirche und Gott von anderen Menschen angezweifelt, attackiert oder gar gehasst werde? 

Wenn eine solche Situation wieder eintritt  - Eine tolle Möglichkeit der Selbstbeobachtung!

Diakon Bruno Wagner

 

1. Mai 2020 - Freitag.

Apg 9,1-20

Joh 6,52-59

 

“Ich hab Dich zum Fressen gern” - Junge Menschen finden sich und entdecken Ihre Liebe. Obwohl sich dieser Ausspruch für Aussenstehende durchaus etwas überzogen anmutet, so ist er doch zwischen Liebenden ein zärtliches Aussprechen ihres Liebeshungers.

Wir Menschen sind Bedürfnissen unterworfen. Wir hungern und dürsten nach Leben, Liebe und Anerkennung. Wonach sonst noch? 

Wer kann schon Leben ohne seinen Hunger zu stillen wer Leben ohne seinen Durst zu löschen? Wer auf Dauer ohne Liebe sein? In welcher Art er auch immer Liebe empfängt oder schenkt?

Jesus kennt all unsere Bedürfnisse und er spricht uns genau dort an “Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank”.  

So wie das angesprochene Liebespaar einander braucht, Eins wird, so sind auch wir durch die Eucharistie in Brot und Wein mit Jesus Eins. Innig in Liebe verbunden - einander einverleibt.

Er in uns - Als Speise, die nicht nur Hunger oder Durst stillt, sondern wirklich nährt. 

Ernährt! - In wesentlich vielgestaltigerer Form als es Speise oder Trank im herkömmlichen Sinne je könnten. 

Jesus ist göttliche Speise die unser Leben braucht, um lebenswertes, gelingendes, und wahres Leben zu werden. 

Leben das auch der Tod nicht bezwingt.

Diakon Bruno Wagner

 

 

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Gedanken für HEUTE - Monat April 2020

30. April 2020 - Donnerstag.

Apg 8,26-40

Joh 6,44-51

 

Die Verlockung war einfach zu groß. Zugegeben, ich kanns heute noch nicht lassen. Vom frisch gebackenen Bauernbrot die Kruste stiebitzen ist einfach ein besonderer Genuss. Duft und Geschmack - einfach herrlich! 

Von der Mutter gabs dafür eins auf die Finger - Liebevoll, aber doch bestimmt! Vom Brot etwas zu nehmen, ohne es mit dem Kreuz zu segnen und einen Dank auszusprechen, war für sie ein schweres Vergehen.

Wie halten wir es damit? Welche Bedeutung hat das täglich Brot für uns? Ist es nur nötige Beilage oder doch ein Lebens - Mittel?

Jesus hat diese besondere Bedeutung des Brotes für den Menschen aufgegriffen. Mit dem Ausspruch „Ich bin das Brot des Lebens - Wer an mich glaubt hat das ewige Leben“ hat er klar einen Bezug zu sich hergestellt und seine Bedeutung für unser Leben unterstrichen. Denken wir doch beim nächsten Anschneiden von Brot an seine Worte. Machen wir es uns zur Gewohnheit auch Dank auszusprechen! 

Vielleicht erschließt sich so für manch einen von uns Jesu Hingabe als Brot des Lebens im Genuss. So gesehen wird dann auch das Stiebitzen der Kruste nicht ins Gewicht fallen.

Diakon Bruno Wagner

 

29. April 2020 - Mittwoch.

Apg 8,1-8

Joh 6,35-40

 

In unsicheren, herausfordernden Zeiten sind wir froh, wenn wir Aufmunterung bekommen oder uns jemand tröstet. 

Im Johannesevangelium spricht uns heute Jesus selbst Mut zu: „Es ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse.“ (Joh 6,39)

Wir dürfen dankbar sein für diese Zusage und dafür, dass wir Kinder Gottes sein dürfen. Kinder Gottes! – Leben wir heute so!

Thomas Schmid

 

28. April 2020 - Dienstag.

Apg 7,51-8,1

Joh 6,30-35

 

Wieder ein denkwürdiges Wort aus dem Johannesevangelium: Jesus sagt zur Menge um ihn: „Das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“ (Joh 6,33) 

Schließen wir uns heute der Menge an und bitten wir den Herrn: Bitte, gib uns immer dieses Brot! (vgl. Joh 6,34)

Der Glaube an Jesus Christus, das zu IHM kommen können (natürlich auch in geistiger Weise, aber auch real) ist doch das Fundament des Lebens in Fülle!

Ich bete heute bei der Anbetung am Abend besonders für alle, die darunter leiden, dass sie nun schon wochenlang ihre Häuser nicht verlassen durften und nicht in die Kirche kommen konnten. 

Thomas Schmid

 

27. April 2020 - Montag.

Apg 6,8-15

Joh 6,22-29

 

„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“ (Joh 6,27)

Welch ein Satz, der uns im heutigen Evangelium mitten in dieser Zeit der Coronakrise gesagt wird.

Wirtschaftliche Stabilität, Gesundheit, Wohlstand, … sind gewiss hohe Güter, die uns im gesellschaftlichen und persönlichen Leben tägliches Brot sind, doch was haben wir mit der ausschließlichen Sorge um diese Güter gewonnen, wenn wir auf das Brot des Lebens vergessen, die Speise für die unsterbliche Seele, Jesus Christus selbst? 

Es schmerzt, dass wir die Eucharistie momentan nicht wie gewohnt feiern bzw. empfangen können.

Beten wir heute darum, dass uns Jesus selbst lehrt, unsere Mühen richtig zu investieren und dass er uns vorbereitet, dass wir ihn – bald – mit neuer Freude empfangen können.

Im Eucharistischen Brot ist er ohnehin tagtäglich unter uns wahrhaft gegenwärtig: In den Tabernakeln unserer Kirchen. Er wartet auf uns. Er ist da!

Thomas Schmid

 

26. April 2020 - 3. Ostersonntag

Apg 2,14.22-23

1 Petr 1,17-21

Joh 21,1-14

 

Ufer spielt im Evangelium eine wichtige Rolle. Ufer bedeutet Übergang: vom Land ins Wasser, oder aus dem Wasser ans Land. Jesus beruft seine Jünger am Ufer, und heute offenbart er sich ihnen auch am Ufer.

Übergänge kennen wir aus dem eigenen Leben: von jung und alt, von gesund und krank, von glücklich und traurig, von gemeinsam und einsam, usw. 

Jesus steht immer an diesen unseren Ufern und wartet. Er lässt uns nie allein. Wir brauchen nur Vertrauen.

P.S. Diese Woche werden Thomas Schmid und Diakon Bruno Wagner die Gedanken schreiben.

 

25. April 2020 - Samstag - Hl. Markus.

1 Petr 5,5-14

Mk 16,15-20

 

„Begegnet einander in Demut“. Dieser Begriff bedeutet Hingabe, Opferbereitschaft, Treue, Ergebenheit. Nur für die, die Andere wirklich lieben, ist ein demütiges Leben möglich.

Die Aufgabe, die die Apostel heute bekamen, können sie nur in Demut verwirklichen. Anders würden sie sich selbst „präsentieren“ und nicht die Macht des Wortes Jesu verkünden.

Ein Leben lang haben wir Zeit, diese Tugend zu lernen. Wie weit bin ich schon in diesem Lernprozess?

 

24. April 2020 - Freitag.

Apg 5,34-42

Joh 6,1-15

 

Archimedes von Syrakus sagte: „Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln“. Daniel Rops - Theologe und Schriftsteller - meinte: „Diese vier kleine Bücher (Evangelien) sind für die Welt festere Stütze, als ganze griechische Philosophie und römisches Recht“. In den vergangenen zwei Tausend Jahren haben sich der Wert und der göttliche Ursprung des Evangeliums bestätigt. Es ist zum Maßstab unserer Kultur geworden.

Das Evangelium wurde in über 1500 Sprachen übersetzt. Kennen wir es?

Ich möchte euch zur Lektüre des Evangeliums einladen und ermutigen. Jeden Tag ein Kapitel: Matthäus - 28, Markus - 16, Lukas - 24 und Johannes - 21. Das dauert drei Monate: Das Evangelium lesen und mit dem Evangelium beten. Es lohnt sich.

 

23. April 2020 - Donnerstag.

Apg 5,27-33

Joh 3,31-36

 

Was meint Petrus mit seiner Antwort: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“?  Geht es ihm um die Gebote, oder um die Sendung, das Wort Jesu zu verkünden? Das Wort von Umkehr und Vergebung, das Wort vom Leben, das Wort des Glaubens.

Durch die Taufe sind wir Jünger Jesu. Es ist unsere Aufgabe, im Alltag das Wort zu verkünden, Zeugnis für das Wort abzulegen. 

Der Glaube an Christus entscheidet über das Gelingen des Lebens: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben“. Wer sich dem Sohn anschließt, ist in Gottes Welt. Das ewige Leben beginnt dann nicht erst im Jenseits, sondern schon jetzt in dieser Welt.

 

22. April 2020 - Mittwoch.

Apg 5,17-26

Joh 3,16-21

 

Menschliche Gefühle und Eigenschaften können helfen und aufbauen, sie können aber auch zerstören und verletzen. Ein Beispiel für das Zweite sind die Führenden des Volkes. Sie wollen den neuen Weg (Christentum) vernichten, weil sie aus Eifersucht handeln.

Wie es bei uns sein sollte, zeigt uns das Evangelium mit zwei Sätzen: „Gott hat die Welt so sehr geliebt“ und „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“. Nicht richten, sondern retten. Es ist weit verbreitete menschliche Eigenart, lieber zu richten statt zu retten, wenn etwas schief gelaufen ist. Diese Haltung äußert sich in unterschiedlichster Weise: Schimpfen, Vorhaltungen, Verurteilung, Suchen nach dem Schuldigen, usw. Natürlich gibt es ein notwendiges Richten über Untaten. Aber auch dieses sollte unter der Weisung stehen: richten, um zu retten. 

Was ist leichter, zu richten oder zu retten? Richten ist leichter, weil es nicht so viel kostet. Retten aber kostet Einsatz. 

Christi Sendung ist Rettung und darum: Die Sendung der Christen ist Sendung der Rettung.

 

21. April 2020 - Dienstag.

Apg 4,32-37

Joh 3,7-15

 

Die Einheit und das Zusammenhalten kennzeichnen die erste Gemeinde. Sie „war ein Herz und eine Seele“. Sie lebte das, worum Jesus im Johannesevangelium bittet: „Alle sollen eins sein… damit die Welt glaubt“ (Joh 17,21). So gesehen, ist Einheit ein Zeichen, ein Beweis des Glaubens. Eine solche Einheit brauchen auch wir. Nicht nur in der Pfarre, sondern in unserem Alltag: in der Familie, unter den Nachbarn, in der Gesellschaft. Einheit bedeutet: Zum Wohl aller das Eigene beizutragen und eigene Verantwortung für die Anderen wahrzunehmen.

Im Gespräch mit Nikodemus spricht Jesus von der Schlange, die Mose in der Wüste erhöht hat. Die Gefahr von Giftschlangen war real. Sie wird aber mit der Mutlosigkeit der Israeliten verbunden. Der eigentlich tödliche Biss für das Volk waren: der innere Zweifel, das Aufgeben des Traums (Gelobtes Land), der Verlust des Glaubens an Gottes Führung. 

Wir sollten auf den Gekreuzigten schauen. Denn, wer auf ihn schaut, blickt gleichzeitig auf eigenes Leben und auf das Leben der anderen.

 

20. April 2020 - Montag.

Apg 4,23-31

Joh 3,1-8

 

Die Apostelgeschichte zeigt uns heute, wie die erste Gemeinde auf unerwartete Ereignisse reagiert. Nach der Freilassung von Petrus und Johannes stimmen sie ein Loblied ein. Sie loben Gott und bitten ihn um die Kraft, „das Wort mit allem Freimut zu verkünden“. Aus diesem Gebet wird die Sendung des Geistes. Die Exegeten bezeichnen es gerne als ein „kleines Pfingsten“.

Über die Quelle des Geistes spricht Jesus im Evangelium. Diese Quelle heißt Taufe. Denken wir oft an unsere Taufe. Merken wir uns ihr Datum - das war unser Geburtstag zum Glauben, das war unser persönliches Pfingsten: Wir wurden aus Wasser und Geist geboren. Dieser Geist „weht, wo er will“. Wir wissen noch nicht, wozu er uns befähigen kann.

 

19. April 2020 - 2 Ostersonntag.

Apg 2,42-47

1 Petr 1,3-9

Joh 20,19-31

 

Weißer Sonntag, Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit, „ungläubiger“ Thomas, Wunden Jesu. So viele Motiven und Themen an einem einzigen Tag.

Gottes Barmherzigkeit steht über allem. Nehmen wir heute den Rosenkranz in die Hand und beten wir: „Ewiger Vater, ich opfere Dir auf, den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit deines über alles geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, um Verzeihung für unsere Sünden und die Sünden der ganzen Welt zu erlangen. Durch sein schmerzhaftes Leiden hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt“.

Ab Morgen gibt es jeden Tag von 18.00 bis 19.00 Uhr stille Anbetung vor dem Allerheiligsten. Diese wird auch übertragen.

 

18. April 2020 - Samstag der Osteroktav.

Apg 4,13-21

Mk 16,9-15

 

Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist seit den historischen Ereignissen damals Stein des Anstoßes für viele Menschen. Wir erleben es bestimmt manchmal – direkt oder indirekt – auch an uns.

In der Apostelgeschichte lesen wir, dass man Petrus und Johannes sogar bei Strafe verbieten wollte, je wieder in Jesu Namen zu irgendjemandem zu sprechen und zu lehren. Man wollte keine Verbreitung dieser Sache, obwohl ebenfalls offensichtlich viele Leute an die Auferstehung Jesu glaubten und in diesem Zusammenhang Wunder geschahen.

In dieser Spannung leben wir auch heute und der Lauf der Geschichte lehrt uns nichts anderes. Das soll uns nicht verunsichern:  Jesus hat durch seine Auferstehung den Feind entmachtet, den Tod besiegt. Gehen wir getrost unseren Weg: verkünden wir das Evangelium – das ist der Auftrag Jesu an uns (vgl. Mk 16,15) – und mögen auch wir mit den Aposteln sagen können: „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apg 4,20)

In diesem Zusammenhang möchte ich heute trotz Coronakrise noch darauf aufmerksam machen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und besonders für unsere 200 Millionen verfolgten christlichen Brüder und Schwestern weltweit zu beten. Eine große Zahl! In vielen Teilen der Welt war Christ sein noch nie so gefährlich wie heute!

Thomas Schmid

 

17. April 2020 - Freitag der Osteroktav.

Apg 4,1-12

Joh 21,1-14

 

Jesus begegnet uns und offenbart sich uns. Wir erfahren es mal deutlicher, mal weniger deutlich, manchmal erkennen wir ihn gar nicht. Auch den Jüngern erging es so. Nach den Osterereignissen kehren sie zurück in ihren früheren Alltag. Sie arbeiten als Fischer und gehen ihrer Arbeit nach. Es läuft vorerst nicht einmal gut in dieser Nachtschicht, wo sich Jesus ihnen wieder zeigt, wie wir im Johannesevangelium heute lesen. 

Kommt uns das nicht bekannt vor? Nach schönen Erfahrungen kehrt der Alltagstrott ein, der manchmal mühsam werden kann. Alles läuft ohne Besonderheiten ab, manchmal langweilig, unspektakulär oder einsam. Auch im Glaubensleben kann es ähnlich sein.

Doch eines ist sicher: Jesus ist da, manchmal auch unerkannt, aber wenn ER es möchte, handelt ER auch so, dass wir IHN erkennen können. Leben wir unseren Alltag mit einem offenen Ohr für das Wort Gottes…

Thomas Schmid

 

16. April 2020 - Donnerstag der Osteroktav.

Apg 3,11-26

Lk 24,35-48

 

Gerade noch erzählen die zurückgekehrten Emmaus-Jünger im heutigen Evangelium die Osterbotschaft ihren Gefährten. Da tritt der Auferstandene zu ihnen, doch sie erkennen ihn nicht gleich, erschrecken und haben große Angst. (vgl. Lk 24,35-37)
„Warum seid ihr so bestürzt?“, fragt Jesus:  „Warum lasst ihr in eurem Herzen solchen Zweifel aufkommen?“ (Lk 24,38)
Angst verändert unsere Wahrnehmung der Realität. Wir können das in dieser Corona-Zeit deutlich wahrnehmen.
Mit einem gewissen Vertrauensvorschuss Gott gegenüber und mit einem wachen Blick können wir selbst in schwierigen Phasen unseres Lebens oder angesichts unerwarteter bzw. zunächst unfassbarer Situationen manches in einem anderen Licht sehen. Möglicherweise werden wir so auch fähig, hinter dem Schatten des Kreuzes und den sichtbaren Wunden Strahlen des österlichen Lichtes zu entdecken: Wiederaufbau durch Gott aus den Trümmern unseres Schuttes. – „Ihr seid Zeugen dafür!“ (Lk 24,48).

Thomas Schmid

 

15. April 2020 - Mittwoch der Osteroktav.

Apg 3,1-10

Joh 20,11-18

 

Dass praktizierende Christen nicht automatisch bessere Menschen sind, wissen wir. Manchmal wird von uns allerdings auch etwas mehr erwartet. Oder vielleicht nicht mehr, sondern etwas anderes?
Petrus und Johannes wurden um Almosen gebeten: Ein Gelähmter, der an der Tempelpforte sitzt, erwartet etwas von ihnen.
Petrus schaut nicht weg. Er gibt dem Gelähmten zwar nichts Materielles, womit er in dieser Lage wohl auch kaum etwas angefangen hätte. Er übermittelt ihm Würde und Heilung, die von Gott kommt!
Was Gott durch uns wirkt, müssen wir IHM überlassen. Sicher ist, dass wir – aktiv – seine Werkzeuge sein können und dürfen. Das ist unsere Berufung als Christen und das „mehr“, das wir geben können: Für andere da zu sein (auch im Gebet) und den Glauben an einen Gott zu leben, für den NICHTS unmöglich ist sowie andere aufzurichten und ihnen über die Schwelle zu helfen, Gott zu finden. 

Thomas Schmid

 

14. April 2020 - Dienstag der Osteroktav.

Apg 2,14.36-41

Ps 33(32),4-5.18-22

Mt 28,8-15

 

Wir haben Ostern unter außergewöhnlichen Umständen gefeiert. Hat sich etwas geändert? Ich möchte heute auf die Lesung aus der Apostelgeschichte blicken. Hier wird uns ein Ereignis nach der Auferstehung Jesu geschildert: Petrus trat mit den Elf auf und redete. Er gab Zeugnis von Tod und Auferstehung Jesu, des Gekreuzigten, den er als Herrn und Messias glaubt.

Petrus muss sehr überzeugend gewirkt haben, denn seine Zuhörer trafen diese Worte mitten ins Herz. Manche waren vielleicht überrascht. – Denken wir zurück an die Passion: Keine 60 Tage vor diesem Ereignis hatte dieser Petrus den Herrn verleugnet. Jetzt bezeugt er ihn als den Auferstandenen – mehr noch – er ruft zur Umkehr auf und dazu, sich auf den Namen Jesu Christi taufen und von ihm retten zu lassen. Österliches Leben und Umkehr, Richtungsänderung und Erneuerung haben offenbar miteinander zu tun.

Wir kennen Petrus als ängstlichen Christus-Verleugner und jetzt als überzeugenden Christus-Bekenner, ja, als einen Zu-Christus-Führer. – Er hat die Osterereignisse erlebt und den Auferstandenen an sich wirken und sich von ihm aus seinem eigenen Widerspruch bzw. seinen Unfreiheiten retten und heilen lassen. Das machte ihn fähig, dass er anderen die erlösende Osterbotschaft bringen konnte. An diesem Tag, so lesen wir, ließen sich mehr als 3000 Menschen taufen. 

Wie sieht es bei uns aus? Wir wurden zumeist bereits als Kind getauft, haben mehrfach in unserem Leben Ostern gefeiert. 

Was wurde bei uns durch Christi Auferstehung alles neu? Können wir uns von der Osterbotschaft berühren lassen – gerade heuer? Haben wir den Auferstandenen (schon) als Messias erfahren können? Hat unser Glaube wegweisende und beeindruckende Kraft, auch für unsere Mitmenschen?

Leben wir als österliche oder doch eher als vorösterliche Menschen? Eher ängstlich oder befreit?

Thomas Schmid

 

13. April 2020 - Ostermontag.

Apg 2,14.22-33

1Kor 15,1-8.11

Lk 24,13-35

 

Was eine Begegnung mit Jesus im Leben des Menschen verändern kann, zeigt die Geschichte von Emmausjünger: Aus Resignation wird Hoffnung, aus Trauer - Freude, aus dem „Ich bin am Ende“ - neuer Anfang. Die Begegnung im Evangelium hat zwei Etappen: Jesus spricht mit den Jüngern (das Wort), und sitzt mit ihnen an einem Tisch (das Mahl). So ist auch die Feier des Messe aufgebaut: das Wort und das Mahl.

Vielen von Euch fehlt jetzt die Möglichkeit, die Messe in der Kirche feiern zu dürfen. Man kann traurig sein. Man kann das aber auch als eine Chance verstehen, die Feier des Gottesdienstes mit der Gemeinde in der eigenen Kirche schätzen zu lernen. 

Ich wünsche Euch viel Ausdauer - wir werden noch zusammenkommen.

P.S.

Die Gedanken in dieser Woche (Dienstag bis Samstag) schreibt Thomas Schmid.

 

 

12. April 2020 - Ostern.

Apg 10,34-43

Kol 3,1-4

Joh 20,1-18

 

„Er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen“ sagt Petrus, und „strebt nach dem, was droben ist“ sagt Paulus. Wenn wir Ostern tief feiern, wenn Ostern für uns mehr als eine Erinnerung ist, müssen wir diese Aussagen als unsere Aufgabe verstehen. Es gehts um unsere Lebenspraxis.

Gestern haben wir das Taufversprechen erneuert. Wir sind mit Jesus verbunden. Kann man an meinen Taten, an meinem Leben ablesen, dass ich getauft bin?

Im Evangelium sehen wir Maria von Magdala. Sie erkannte Jesus, weil sie ihn liebte. Und aus dieser Liebe kam der Glaube. Ohne Beweise kam sie zum Glauben an ihn.

Unser Glaube muss sich im Alltag zeigen. Das erste Zeichen dafür ist die Nächstenliebe.

 

11. April 2020 - Osternacht.

Gen 1,1.26-31

Ex 14,15-15,1

Röm 6,3-11

Mt 28,1-10

 

Christus ist erstanden! Er hat den Tod besiegt und uns das Leben geschenkt. Durch die Taufe sind wir mit ihm verbunden. Danken wir ihm heute für das neue Leben, für das Leben aus dem Wasser der Taufe. Zünden wir heute beim Gebet eine Kerze an.

Ich wünsche euch allen, unseren beiden Pfarren ein gesegnetes Osterfest. Möge die Gnade des Herrn uns behüten und seine Liebe unsere Wege begleiten.

 

10. April 2020 - Karfreitag.

Jes 52,13 - 53,12

Hebr 4,14-16; 5,7-9

Joh 18,1 - 19,42

 

Karfreitag: Prozess, Geißelung, Dornenkrone, Kreuzweg, Verlassenheit, Tod, Kreuz…

All das für mich. „Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es“ (1 Joh 3,1).

Auf Golgota stirbt der Mensch Jesus in dieser Welt und für diese Welt. Im selben Moment wird die Welt zu einem neuen, zum ewigen Leben geboren. Ein Tausch, den wir nie verstehen werden. Aber so tief ist das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns. 

Versuchen wir heute, gemeinsam mit den Frauen aus dem Evangelium beim Kreuz Jesu zu stehen. Er hat uns Vieles zu sagen.

 

9. April 2020 - Gründonnerstag.

Ex 12,1-14

1Kor 11,23-26

Joh 13,1-15

 

Gründonnerstag. Das letzte Abendmahl. Wenn wir dem Johannes genau zuhören, dann merken wir, dass er nicht vom Verrat spricht. Er sagt auch nichts von der Wandlung. Sein Thema ist die Nächstenliebe. Die Fußwaschung: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe“?

Jesus stiftet heute zwei Sakramente - das lesen wir im 1 Korintherbrief: Die Eucharistie: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“, und das Priestertum: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“.

Ich möchte euch heute einladen, für beide Sakramente zu danken. Dass wir - und wie wir auch sind - mit dem Herrn in der Kommunion Eins werden dürfen, das ist mehr als ein Geschenk. Wir haben es nicht verdient. 

Ich bitte euch heute um ein Gebet für die Priester. Es ist keine einfache, aber eine traumhafte Berufung - ich möchte nichts anderes tun. Ich bete für euch. Bitte, betet auch für mich. Und nimmt in dieses Gebet auch die Priesterkandidaten - unseren Thomas - mit. Wir brauchen es.

 

8. April 2020 - Mittwoch.

Jes 50,4-9

Ps 69(68),8-12.22.31-33

Mt 26,14-25

 

Die Vertraulichkeit des Abendmahles wird von Verrat getrübt. „Was wollt ihr mir geben“? 

Hl. Antonius von Padua sagte dazu: „Es wird ein Preis festgesetzt für Unschätzbares“. 

Es waren dreißig Silberstücke - so viel kostete damals der billigste Sklave. 

Was war die Motivation von Judas? War es Habgier? Vielleicht. Möglicherweise war es seine Enttäuschung - er hat für Jesus alles liegen lassen, ist ihm gefolgt und hat nichts dafür bekommen: keine Anerkennung, kein Ansehen, keine gesellschaftliche Position. Das Urteil über den Verräter fällt hart aus: „Weh dem Menschen“. Was dieses Urteil jedoch vor Gott bedeutet, können wir Menschen nicht wissen.

Fragen wir uns heute nach dem Unschätzbaren in unserem Leben: Was ist das?

Fragen wir uns auch nach dem „Verrat“, nach der Schuld, nach der Sünde in unserem Leben: Was ist das? 

Die Antworten, die wir finden, sind eine gute Vorbereitung auf die kommenden Tage.

 

7. April 2020 - Dienstag.

Jes 49,1-6

Ps 71(79),1-6.15.17

Joh 13,21-33.36-38

 

Beim Jesaja lesen wir u.a. „Ich mache dich zum Licht für die Völker“. Damit sind der „Knecht Gottes“ und das ganze Volk gemeint. Eine solche Sendung haben wir bei der Taufe bekommen: Wir sollten zum Licht für die Welt werden. Jesus sagte von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Was bedeutet es für mich? In welchen Situationen bin ich wirklich ein „Licht“, in welchen eine „Finsternis“ für meine Mitmenschen?

Der Abschnitt des heutigen Evangeliums führt die Erzählung von der Fußwaschung fort. Schauen wir, wie Jesus sich verhält: Seine engsten Freunde, die Aposteln, erfahren nicht, wer ihn verraten wird. Er zeigt nicht mit dem Finger auf Judas, sondern gibt ihm ein Stück Brot. Das ist die Barmherzigkeit. Das ist die Liebe, die keinen ausschließt.

Und dann spricht Jesus vom „Weggehen“. Das ist natürlich eine Ankündigung seines Leidens und Sterbens. Das ist auch eine Prophezeiung für Petrus: Er wird auch für die „Schafe“ sterben. 

Wir alle tragen eine Verantwortung für andere. Manchmal ist es eine Herausforderung. Es ist  jedoch unsere Aufgabe, diese Verantwortung bewusst zu übernehmen.

 

6. April 2020 - Montag

Jes 42,1-7

Ps 27(26),1-3.13-14

Joh 12,1-11

 

Die Worte des Jesaja sind auffordernd. Der Prophet spricht von Einem, an dem Gott Gefallen gefunden hat, von Einem, der den Völkern das Recht bringt. Er handelt behutsam und liebevoll (das Rohr, der Docht). Er wird von Gott gehalten. Er hilft und er ist barmherzig. Sind das nicht unsere Aufgaben, wenn es um unseren Umgang mit den Mitmenschen geht? Wir haben jetzt genug Zeit, um sich mit solchen Fragen zu beschäftigen.

Im Evangelium sehen wir Jesus unterwegs nach Jerusalem. Er ist Gast bei Lazarus und seinen Schwestern: Marta ist eine Hausfrau, die sich um die Gäste kümmert; Maria erscheint eher als die Nachdenkliche. Sie setzt ein ungewöhnliches Zeichen: Die Salbung mit einem kostbaren Öl - für die Stunde des Todes. Das Verhalten von Maria und die Reaktion des Judas bilden eine interessante Spannung. Man könnte das Öl verkaufen und die Armen unterstützen, sozial verwenden. Für ihn war es reinste Verschwendung Ein Tagelöhner bekam damals einen Denar pro Tag. Hier haben wir also mit einem Jahresgehalt zu tun (300 Denar). Wir kennen jedoch seine Motivation.

Auf uns heute übersetzt: Wenn wir die Not in der Welt sehen, dürfen wir dann trotzdem z.B. die Renovierung unserer Kirche planen und dafür sammeln, oder sollten wir den Armen helfen? 

P. Heribert Arens OFM hat das mal so formuliert: „Es ist die Spannung zwischen dem funktional Unnötigen und der nötigen Alltäglichkeit. Diese Spannung kann man nicht einfach auflösen zugunsten eines dieser Pole. Ohne die „Verschwendung“ wäre unser Leben in jeder Hinsicht ärmer, auch geistlich. Ohne die soziale Sorge wären die bedürftigen Menschen ärmer“.

Ich wünsche euch eine gesegnete Karwoche und freue mich schon auf euer Mitfeiern.

 

5. April 2020 - Palmsonntag.

Mt 21,1-11

Jes 50,4-7

Phil 2,6-11

Mt 27,11-54 

 

Palmsonntag - zum ersten Mal ohne Gemeinde, ohne Prozession. Schwierig, aber noch zum aushalten. Heute haben wir mit einem „Sturm“ zu tun, wenn es um die Gefühle und um die Reaktionen der Menschen geht: Am Anfang steht das „Hosianna", am Ende das „Kreuzige ihn“. So schnell kann sich alles ändern. In unserem Leben auch. 

Jesaja spricht von einem „aufmunternden Wort“. Finden wir bitte solche Worte in der kommenden Woche für unsere Mitmenschen. Mit einem Wort kann man helfen, aufbauen, Mut zusprechen. Man kann natürlich auch verletzen. Das wollen wir aber nicht. Wir alle brauchen gute, aufbauende Worte. 

Heute erinnern wir uns an den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem. Jerusalem - das ist nicht nur eine ferne Stadt in Israel, weit weg von hier. Jerusalem, das ist unsere Pfarre, unsere Gemeinde. Jesus will bei uns einziehen. Er will bei uns ankommen.

Palmzweige sind Zeichen des Lebens. Jesus will uns Frieden und Leben schenken. Er will von uns begleitet werden.

Jetzt haben wir die Möglichkeit, die Gottesdienste aus unserer Kirche via Internet mitzufeiern. Ich lade Euch dazu ein. Vom Montag bis Mittwoch wird es um 18.00 Uhr eine stille Anbetung in der leeren Kirche geben. Kurz vor 19.00 Uhr werden wir dann den Barmherzigkeit Rosenkranz beten und danach die Messe feiern. Am Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht beginnt die Liturgie jeweils um 19.00 Uhr - die Kirche wird auch leer. Am Ostersonntag und am Ostermontag feiern wir die Messe um 10.00 Uhr. Mehr kann ich euch in der jetzigen Situation nicht anbieten.

 

4. April 2020 - Samstag.

Ez 37,21-28

Jer 31,10-13

Joh 11,45-57

 

Ezechiel spricht von einer Vereinigung: Israeliten, die jetzt in Diaspora, d.h. zerstreut unter vielen Völkern leben, werden zu einem Volk unter einem König. Gott nimmt von ihnen alle Sünden, die die Spaltung und Verbannung verursacht haben. Das ist die Hoffnung.

Unsere jetzige Situation können wir auch so beschreiben. Wir leben jetzt auch „zerstreut“: Jeder im eigenen Haus, mit stark begrenzten sozialen Kontakten, ohne „normalen“ Aktivitäten. Wir wissen jedoch um Vieles, was wir gemeinsam haben, was uns verbindet. Wir alle sind Christen, wir haben denselben Glauben, wir haben unsere eigene Pfarrkirche, wir bilden eine Gemeinde. Vielleicht lernen wir in dieser Zeit, in der wir das nicht leben dürfen, es auch mehr zu schätzen? Vielleicht ist es wirklich so, dass man etwas verlieren muss, um zu verstehen, wieviel mir es bedeutet, wie wichtig es ist? Da haben wir jetzt die Gelegenheit zu überlegen, was wir als selbstverständlich angenommen haben, obwohl es nicht selbstverständlich ist: In der Familie, in der Pfarre, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft?

Im Evangelium steht Kajaphas im Mittelpunkt. Er war ein Hohepriester in den Jahren 18-37. Er sagt heute eine Prophezeiung: „Es ist besser, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt“. Das war ein Kalkül. Er meinte damit ein mögliches „Verlorengehen“ des Volkes, wenn es zum Glauben an Jesus käme. Dadurch würde der Hohe Rat jeden Einfluss im Volk verlieren. 

Kajaphas ist in diesem Moment ein Prophet, er ist ein Werkzeug Gottes, ohne es zu wissen. Er verkündet die Wahrheit, deren Sinn er nicht erahnt: Der Tod Jesu ist seine Hingabe an den Vater. So vollendet Jesus sein Werk und nimmt alle, die an ihn glauben, mit auf diesen Weg.

Morgen eröffnen wir die Karwoche. Wir werden das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu feiern. Zwar begrenzt, aber doch. Ich lade euch schon heute ein, mitzufeiern: Zu Hause, im TV, im Radio, oder mit uns im Internet. Es ist möglich, die Verbundenheit zu leben, auch wenn wir jetzt „zerstreut“ sind.

 

3. April 2020 - Freitag.

Jer 20,10-13

Ps 18(17), 2-7

Joh 10,31-42

 

Ein verfolgter Prophet - Jeremia. Er hat es nicht leicht - für viele sind seine Worte unbequem. Er hat jedoch keine Angst vor seinen Gegnern, und begründet das mit der Aussage: „Der Herr sieht Herz und Nieren… er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter“. Wie tief muss der Glaube sein, damit ein Mensch so viel Vertrauen auf Gott haben könnte? Vielleicht sollten wir uns selbst nach der „Tiefe“ des eigenen Glaubens fragen, und uns auch sagen lassen: Der Herr sieht auch mein Herz, meine Gedanken und Beweggründe.

Im Evangelium wieder die Steine in den Händen. Das Johannesevangelium ist eigentlich eine theologische Auseinandersetzung des frühen Christentums mit dem Judentum. 

Zu der heutigen Szene sagte der hl. Augustinus: „Sie suchten ihn zu ergreifen. Was heißt ergreifen? Hast du verstanden, so hast du ergriffen. Aber nicht so die Juden: Du hast ihn ergriffen, um ihn zu haben, jene wollten ihn ergreifen, um ihn nicht zu haben“.

Da geht es wieder um unsere persönliche Entscheidung. Diese müssen wir täglich treffen: Stehe ich zu Gott, zum Glauben, zur Kirche, oder ist mein Glaube eher ein Relikt aus der Kindheit?

Rabindranath Tagore (1861-1941), ein bengalischer Dichter und Philosoph, Nobelpreisträger für Literatur, sagte mal nach seiner Reise durch Europa Worte, die zum Nachdenken geben: „Ich habe dort Christentum an Sonntagen und Feiertagen erlebt, aber Heidentum im Alltag“. Ziemlich kritisch und hart, aber in vielen Situationen zutreffend. Ich hoffe, bei uns ist es anders.

 

2. April 2020 - Donnerstag.

Gen 17,1.3-9

Ps 105(104), 4-9

Joh 8,51-59

 

Im Buch Genesis eröffnet sich heute eine neue Ära. Gott schließt einen Bund mit Abram und gibt ihm sein Versprechen. Abram bekommt einen neuen Namen: Ab jetzt ist er Abraham. 

Die Verheißung ist großartig: „Vater der Menge“. Diese Verheißung ist ohne „Wenn und Aber“, sie ist ein eindeutiges Zeichen der Liebe Gottes. Nachkommen zu bekommen bedeutete damals einen Segen. Abraham ist also von Gott gesegnet, er wird zum „Stammvater“ des Glaubens. Was Gott dafür verlangt? Nichts. Die Worte „du aber halte meinen Bund, du und deine Nachkommen, Generation um Generation“ sind als ein Hinweis, nicht als eine Bedingung zu verstehen. 

In diesen Bund wurden wir auch aufgenommen. Halten wir ihn?

Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Wer an meinem Wort festhält, wird auf ewig den Tod nicht erleiden“. Sterben müssen wir alle. Hier geht es um die unterschiedliche „Art“ des Sterbens: Der Glaubende wird die Bitterkeit des Todes nicht so erfahren wie der, der am Ende des Lebens allein auf sich gestellt ist. Ist er hoffnungslos? Ich glaube ja.

Und dann noch die Aussage: „Noch ehe Abraham wurde, bin ich“. Damit bekennt Jesus: Ich bin der Sohn Gottes. Schlagen wir das Ex 3,14 auf, und dann werden wir es verstehen: „Ich bin es“ oder „Ich bin der ich-bin-da“ heißt es beim brennenden Dornbusch. So hat sich Gott dem Mose offenbart. Jetzt offenbart er sich nicht mehr in einem Busch, sondern in dem Menschen Jesus. 

Die Juden haben es als Gotteslästerung verstanden. Dafür gab es damals nur eine Strafe: Steinigung. Und so bekommen wir heute schon einen Vorblick auf das Schicksal Jesu.

 

1. April 2020 - Mittwoch.

Dn 3,14-21.49.91-95

Joh 8,31-42  

 

Mit Gesetzen und Vorschriften haben wir täglich zu tun: Man muss Steuer zahlen, man darf nur 50 km/h im Ortsgebiet fahren (in unseren Ortschaften manchmal sogar 30 km/h), erst mit 16 hat man Wahlrecht, jetzt ist unsere Ausgang-Freiheit beschränkt, demnächst werden wir alle einen Nase-Mund-Schutz tragen müssen, usw. Diese Gesetze brechen unsere Freiheit nicht, sondern sie unterstützen unsere Freiheit. Man muss ihnen folgen. Nicht, weil das Nichtfolgen bestraft wird. Das wäre zu kurz gemeint. Sie sind nötig, weil sie uns allen dienen und uns alle schützen.

Von einem anderen Gesetz, das das Gewissen eines Menschen bricht, erzählt heute das Buch Daniel. Der König Nabukadnezzar will, dass nur seine Götter verehrt werden. Damit nimmt er allen Menschen - würden wir heute sagen - ihre Religionsfreiheit weg: „Es ist egal, was du glaubst. Wichtig ist, was ich will. Ich habe die Macht. Ich kann also auch über deinen Glauben entscheiden“. Viel später - nach der Reformation - im 16. und 17. Jahrhundert hat dasselbe auch Europa erlebt: „cuius regio, eius religio“. Wer die Macht hat, hat auch das Recht - würde man denken. Das stimmt aber nicht, weil der Mensch in seinen Entscheidungen frei ist und frei bleibt. Und genau das zeigen die drei Männer im Buch Daniel. Sie sind ungehorsam, weil das Gesetz des Königs zu weit geht. Ihnen wurde die Freiheit beraubt. Deswegen wagen sie einen solchen Schritt, leisten Widerstand, obwohl ihnen klar ist, dass sie zum Tod verurteilt werden.

Daniel hat es oft erlebt. Man braucht nur das Kapitel 6. in seinem Buch lesen, um es zu wissen: Bei einem anderen König (Darius) landete er aus selbem Grund in der Löwengrube. In beiden Fällen hat er durch sein Zeugnis die ungerechten Herrscher zum Glauben an Gott gebracht.

Die erste Frage für heute lautet: Was ist die Freiheit? Wie verstehe ich sie und wie nehme ich sie wahr? Wie lebe ich sie? 

Im Evangelium spricht Jesus von der Wahrheit, die befreit. Sie hat viel mit der Erkenntnis zu tun, aber natürlich auch mit der Freiheit. Die bekannteste Frage zu diesem Thema werden wir am Karfreitag vom Pilatus hören: „Was ist die Wahrheit“? Jesus spricht von der Wahrheit, die er von seinem Vater kennt. Im Joh 14,6 lesen wir, wie Jesus zum Thomas sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“. Stammen unsere Wahrheiten auch vom himmlischen Vater? 

Die zweite Frage für heute lautet: Was ist die Wahrheit? Wie lebe ich sie?

 

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Gedanken für HEUTE - Monat März 2020

31. März 2020 - Dienstag.

Num 21,4-9

Ps 102(101), 2-3.16-17.18-21

Joh 8, 21-30

 

Die Geschichte aus dem Buch Numeri kennen wir. Die Israeliten jammern und murren: Das Leben in der Wüste ist nicht einfach, die Verheißung verzögert sich, die Manna und das Wasser aus dem Felsen sind zum Gewohnten geworden, und die Angst vor Ägypten ist auch vorbei. Im Angesicht dieser Schwierigkeiten stellen sie natürlich den Sinn der Befreiung aus der Sklaverei in Frage: „Wozu das Ganze? Damit wir in der Wüste sterben?“ Mose muss die Situation allein aushalten. 

Das Volk geht jetzt nicht in das Gelobte Land, sonder zurück Richtung Schilfmeer (Num 14,25). Da kommt die „Schlangenplage“. Mose hat enorm viel Geduld, und betet für das Volk - ein echter Fürbitter. Und er bekommt auch eine „Lösung“: Eine Schlange aus Kupfer, aufgehängt an einer Stange.

Was dabei interessant ist, ist Folgendes: Nicht die Schlangenplage wird beseitig, sondern ihre Folgen. D.h. durch das Vertrauen auf die Hilfe Gottes wird die Bedrohung gemindert. Es ist anzunehmen, dass die Israeliten weiterhin gebissen werden, aber wenn der Verletzte die „erhöhte“ Kupferschlange anschaut, bleibt er am Leben. 

Beim Johannes lesen wir: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt“. Dürfen wir diesen Satz mit der Situation der Israeliten in der Wüste verbinden? Damit meine ich: Das Kreuz Jesu und die Schlange aus dem Kupfer auf einem Pfahl - es hat auch ein Kreuz gebildet. Ich denke ja, aber nicht als eine „Übertragung“. Das „Schlangenkreuz“ in der Wüste und das Kreuz Jesu haben wenig gemeinsam, obwohl sie graphisch fast identisch dargestellt werden.

Diese Verbindung ist nur auf der Bedeutung Ebene möglich. Wir sind erlöst. Jesus hat sich für uns geopfert, damit wir das Leben haben. Sein Kreuz, sein Tod hat aber nicht die Gefahr beseitigt: Menschen können weiterhin ein Leben ohne Gott führen. Diese Gefahr ist also weiter da. Wir müssen uns selbst entscheiden. Nicht die Ursache - meine Lebensumstände, mein Charakter, meine Schwächen, meine Sünden - sind weg, sondern ihre Folgen. Und doch gilt es: Auch wenn ich schuldig geworden bin, kann ich immer wieder zurück zu Gott finden. Er wartet. Da sollten wir vielleicht öfters zum Kreuz schauen. Natürlich ist nicht der Anblick rettend, sondern meine Einstellung, mein Vertrauen auf Gott und die Bitte um Erbarmen. Dann sind die Umkehr und der Neubeginn möglich.

 

30. März 2020 - Montag.

Dn 13,1-9.15-17.19-30.33-62

Ps 23(22), 1-6

Joh 8,1-11  

 

Die Lesung aus dem Buch Daniel zeigt uns zwei „Gesichter“ des menschlichen Charakters. Auf der einen Seite sind die zwei alte Männer, die - aufgrund ihrer Position im Volk - das Gesetz schützen sollen. Stattdessen mißbrauchen sie ihre Macht. Mißbrauchen sie so weit, dass sie bereit sind, eine unschuldige Frau in den Tod zu schicken, damit ihre ungezügelten Begierden nicht entlarvt werden. Auf der anderen Seite ist diese junge Frau, die bereit ist, ihr Leben zu opfern, weil sie zu ihren Werten, zu ihrer Moral, zu ihrem Glauben steht. Man spürt ihre Angst, aber ihre Haltung ist eindeutig.

Da ist noch Daniel. Sein Name bedeutet „Gott hat (mir) Recht verschafft“. Er ist kein Prophet. In der jüdischen Bibel steht sein Buch nicht unter Propheten, sondern unter Weisheitsbüchern. Kein Prophet, eher ein Visionär, möglicherweise ein weiser Jude am babylonischen Hof. Durch seine Klugheit hat er die Frau gerettet.

Das Evangelium beschreibt eine genauso dramatische Situation. Die Führenden des Volkes bringen eine Frau zu Jesus und bauen sofort eine Mauer der Anklage und Strafe um sie herum. Sie wurde beim Ehebruch ertappt. Die Debatte zum Thema „Untreue“ oder „Seitensprung“ von damals werden wir uns jetzt ersparen. Ich sage nur, die Gesetzgebung war ungerecht: Frauen hatten kein Recht, die Männer wurden für selbe Tat selten (fast nie) bestraft.

Es ist natürlich eine Falle für Jesus: Entweder muss er seine Lehre der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe aufgeben oder das geltende Gesetz brechen. In beiden Fällen ist seine Geschichte vorbei - raffiniert konstruiert. 

Jesus sagt kein Wort. Er schreibt auf die Erde (wenn jemand die Bedeutung dieses Verhaltens Jesu verstehen will, dann bitte Jer 17,13 zu lesen). 

Die Klagenden sind hartnäckig und fragen weiter. Dann sagt Jesus diese bekannten Worte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster den Stein“. Wer diesen Satz auf sich bezieht, wird sicherlich vorsichtiger und nachdenklicher beim Urteilen über Andere sein.

Die Antwort Jesu entzieht der Klage den Boden und eröffnet eine neue Perspektive für den Umgang mit den Schuldiggewordenen.

Noch Eines gibt es hier ist zu erwähnen: Jesus ist diskret: Nach der Antwort, schreibt er wieder auf die Erde. Die, die ihm eine Falle stellen wollten, können jetzt weggehen, sie haben die Chance zu einem ehrenhaften Rückzug bekommen. Vielleicht ein Hinweis für uns?

 

P.S.

Der zweite Sonntag ohne Pfarrgemeinde. Langsam bekomme ich schon Sehnsucht nach Euch. Ich würde mich freuen, die Messe in der Kirche mit Euch feiern zu dürfen. Es ist aber anders, und es wird noch dauern. Mir ist jedoch lieber, die Karwoche- und Osterliturgie allein, oder mit vier anderen Personen zu feiern, als in den nächsten Monaten mehrere Begräbnisse begleiten zu müssen. 

Deswegen: #bleibdaheim.

 

29. März 2020 - 5. Fastensonntag.

Ez 37,12-14

Röm 8,8-11

Joh 11,1-45

 

Der zweite Sonntag ohne Messe mit der Gemeinde. Eine schwere Probe für uns alle. Sollten wir resignieren und aufgeben? Nein! Wir müssen aushalten. Es wird mal vorbei.

„Ich hauche euch meinen Geist ein“ lesen wir beim Ezechiel. Diese Worte erinnern uns an die Erschaffung des Menschen: Aus Staub der Erde geformt, und dann „blies Gott in seine Nase den Lebensatem“ (Gen 2,7). Gott will, dass wir das Leben haben. Sein Geist macht uns lebendig. Nun stellt sich die Frage, ob wir vom „Geist bestimmt sind“ (Röm 8,9). Jeder von uns sollte es für sich selbst überlegen.

Dann das Evangelium: „Lazarus, komm heraus“! Der Verstorbene kommt wirklich heraus. Es ist ein Wunder. Aber wir wissen, dass Lazarus - genauso wie der junge Mann von Nain (Lk 7) und die kleine Tochter des Synagogenvorstehers (Mk 5) - irgendwann sterben wird. 

Jeden Tag hören und lesen wir die Berichte von vielen Opfern der jetzigen Situation: Menschen sterben. Wir selbst erfahren oft Leid und Trauer und Verlust.

Wie kann man in dieser Situation die Worte Jesu: „Ich will, dass sie das Leben haben, und es in Fülle haben“ (Joh 10,10), verstehen? Nur so: Wir sind auf dem Weg zu Ostern. Auf diesem Weg sind wir vom Gottes Geist als Beistand gestärkt.

 

28. März 2020 - Samstag.

Jer 11,18-20

Ps 7,2-3.9-12

Joh 7,40-53

 

Die Lesung aus dem Buch Jeremia ist in der ersten Linie mit der Situation des Propheten zu verbinden. „Der Herr lässt ihn wissen“, was seine Gegner mit ihm vorhaben. Und das sind böse Absichten. Die Frage „warum seine Gegner so agieren?“ kann man einfach beantworten: Es ist nichts Neues. Menschen, die einem anderen die Wahrheit sagen, sind meistens ungeliebt. Diese Wahrheit klingt manchmal nach einer Aufforderung, ein anderes Mal nach einer Mahnung. Ab und zu nimmt sie die Form einer Zurechtweisung an. Es ist für die Adressaten unbequem, obwohl die gesagten Worte nichts mit einer Belehrung zu tun haben. Und dann sucht man nach Möglichkeiten, den Sprechenden zum Schweigen zu bringen (oft mit Gewalt - in welcher Form auch immer). Es gibt kaum einen Propheten, der das nicht erfahren hätte.

Diesen Text können wir auch auf Jesus anwenden, auf sein Leiden und Sterben. Genauso wie Jesaja, spricht Jeremia von einem Lamm. Diesen Begriff kennen wir aus unserer Liturgie: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt“; „Sieht, das Lamm Gottes“.

Das Evangelium - da sind die Pharisäer. Sie halten sich für Experten in Fragen des Glaubens, des Gesetzes und sie sind es auch. Ich möchte Euch einladen, ihre Aussagen etwas genauer zu lesen. Nicht das, was sie über Jesus, Gerichtsdiener oder Nikodemus sagen, sondern das, was und wie sie über das Volk sprechen: „Dieses Volk, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es“. Das eigene Volk soll verflucht werden? Stärker und arroganter kann man die Geringschätzung nicht zum Ausdruck bringen. Gut, dass es dort den Nikodemus gibt, der eine gerechte Behandlung fordert.

Und da kommen wir zu unserem Leben. Wir kennen viele Menschen, wir bilden uns eigene Meinungen über sie. Wie tun wir das? Gibt es dabei ausreichend Überlegung und Nachdenken, oder sind es eher unbeherrschte Emotionen und das Handeln „aus dem Bauch heraus“? Die Emotionen sollen wir nicht verdrängen, aber wir sollen sie mehr oder weniger kontrollieren. Dann ist die „Arroganz-Gefahr“ - wie die der Pharisäer - auf Minimum reduziert. Und außerdem, beten wir auch für die Menschen, die uns auf die Nerven gehen, die uns irritieren.

 

27. März 2020 - Freitag.

Weish 2,1.12-22

Ps 34(33), 17-21.23

Joh 7,1-2.10.25-30

 

Das heutige Evangelium schildert die Situation, in der Jesus sich befindet. Auf der einen Seite stehen Menschen, die ihn für einen Propheten halten. Sie folgen ihm, tagelang, kilometerweit in der Hitze, nicht selten mit Hunger. Sie tun es, weil sie nach einem Halt suchen, weil sie Trost oder Heilung brauchen, weil sie in Jesus Einen gefunden haben, der sie nicht allein lässt. Sie sagen von ihm: „Er ist ein guter Mensch“. Schließlich kommen sie zum Glauben an ihn.

Auf der anderen Seite stehen diejenigen, für die Jesus wie ein Dorn im Auge ist. Sie sagen: „Er führt das Volk in die Irre“. Die Lage spitzt sich zu. Wir spüren schon die ersten Überlegungen, Jesus töten zu wollen.

Es wird so kommen - davon spricht das Buch der Weisheit. Dieser Text wird in der Kirche als prophetische Vorhersage des Leidens und Sterbens Jesu gelesen.

Das hat Einiges mit uns zu tun. Zwei Gedanken möchte ich heute mit Euch teilen:

Auch in unserer Welt gibt es Menschen, die Jesus suchen, die ihm folgen. Sie haben bei Jesus Sinn und Kraft gefunden. Es gibt aber auch Menschen (manchmal ganz nahe in der Familie, in unserem Umfeld), die ihn ablehnen, die keinen Platz für ihn haben, die ihn zu verdrängen oder zu bekämpfen versuchen. Für sie sollten wir beten.

Das andere ist unsere eigene menschliche Situation. Um uns herum haben wir viele Menschen. Die meisten von ihnen begegnen uns freundlich, haben für uns ein gutes Wort, sind bereit zu helfen. Es gibt aber auch Menschen, die uns nicht gut gesinnt sind, die uns nicht das Beste wünschen. Es geht nicht darum, dass mich alle mögen. Es geht aber darum, wie ich mit diesen Menschen umgehe, die mich nicht mögen. Das ist meine persönliche Entscheidung und meine Verantwortung. Für sie sollten wir auch beten.

Jesus führte Streitgespräche und hatte harte Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern, bekämpfte sie aber nie. Ist es Vernunft? Ist es Dummheit? Ist es Geduld? Nein. Das ist die Liebe.

 

26. März 2020 - Donnerstag.

Ex 32,7-14

Ps 106(105), 20-24

Joh 5,31-47

Die Lesung aus dem Buch Exodus hat viele Schichten: Die Israeliten haben die Wundertaten Gottes auf dem Weg aus Ägypten erlebt, und kurze Zeit später, haben sie ihren Gott vergessen (das goldene Kalb ist ein Zeichen dafür). Gott will sie bestrafen, sogar vernichten, tut es aber nicht, weil ein Mensch sich für das Volk einsetzt - und das ist Mose.

Ein erster Gedanke: Ein fürsprechendes Gebet kann Vieles bewirken. In meisten Fällen beten  und bitten wir für uns selbst (ich, meine Familie, Gesundheit, usw.). Doch Andere brauchen auch mein Gebet, auch wenn sie nie darum bitten. Wie „breit“ bin ich in meinem Bitten? Haben meine Nachbarschaft, meine Pfarre, die Kirche, die Leidenden der Welt dabei auch einen Platz? Das sind die Fragen der Solidarität und der gemeinschaftlichen Verantwortung. Da braucht man ein weites Herz. Und ich hoffe, dass wir es haben.

Ein zweiter Gedanke geht zum Evangelium. Hier geht es um das Zeugnis. Was ist eigentlich ein Zeugnis? Eine Urkunde? Eine Aussage? Ein Gutachten? Oder etwas, was ich mit meinem Leben „bezeuge“?

Wir alle sind getaufte Christen. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Kann man an mir erkennen, dass ich ein Christ bin? Folgen meine Taten dem, woran ich glaube, dem, zu dem ich mich bekenne? Es sind unbequeme Fragen. Aber wir müssen bereit sein, uns sie stellen zu lassen.

Vielleicht geht es hier um die Au­then­ti­zi­tät, um die Echtheit oder Glaubwürdigkeit. Vielleicht aber geht es hier um die Wahrheit.

 

25. März 2020 - Mittwoch - Verkündigung des Herrn.

Jes 7,10-14

Hebr 10,4-10

Lk 1,26-38

 

Die heutigen Lesungen haben wir schon oft gehört. Sie klingen vertraut und doch bringen sie uns immer wieder auf neue Gedanken. 

Sie haben Vieles gemeinsam. Eines davon ist: Gott übernimmt die Initiative, um Menschen zu helfen, um Menschen zu retten, um Menschen zu heiligen (Hebr).

Jesaja sagt: „Der Herr wird euch von sich aus ein Zeichen geben“. Lukas schreibt: „Der Engel Gabriel wurde von Gott gesandt“. Gott wartet nich, sondern handelt, kommt den Menschen entgegen, noch bevor sie sich auf den Weg zu Ihm machen, oder Ihn um etwas bitten.

Gott wartet jedoch auf unsere Antwort. Und diese Antwort bedeutet in der ersten Linie das Vertrauen: Was Gott will, ist gut und heilbringend, auch wenn wir seinen Willen im ersten Moment nicht verstehen.

Diese Haltung zeigt uns Maria. Sie versteht die Situation nicht: „Wie soll das geschehen?“ Trotzdem sagt sie: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“. Das ist das Vertrauen: Ich weiß nicht, was die Zukunft mit sich bringt, was sie bedeutet, aber ich weiß, ich darf auf Gott vertrauen. Er will das Beste für mich.

Den Inhalt des heutigen Festes können wir täglich erleben. Dreimal am Tag: um 6.00, um 12.00 und um 18.00 Uhr läuten die Kirchenglocken und laden uns zum „Der Engel des Herrn“ Gebet ein. Vielleicht können wir diese uralte Tradition der Kirche wieder lebendig machen und wirklich zu diesen Zeiten beten? 

Die meisten von uns müssen jetzt zu Hause bleiben. Wir verbringen viel Zeit miteinander: Wir leben im selben Haus, wir sprechen miteinander, wir arbeiten gemeinsam, wir teilen unsere Verpflichtungen. Wäre es möglich, dass wir auch gemeinsam beten, mit der Familie?

„Der Engel des Herrn“ oder ein Sätzchen Rosenkranz wäre eine Möglichkeit.

 

24. März 2020 - Dienstag.

Ez 47,1-9.12

Ps 46(45), 2-3.5-6.8-9

Joh 5,1-16

 

Die Lesung aus dem Buch Ezechiel (es ist die Tempelvision des Propheten) könnte man auch als ein Bild unserer Taufe verstehen. Das Wasser kommt aus dem Tempel. Es wird immer tiefer, wird zu einem Fluss. Es bringt die gestörte Schöpfung wieder zum Leben: Am Ufer des Flusses wachsen und gedeihen Bäume aller Art. Sie bringen jeden Monat reiche Früchte.

Mein Taufversprechen bedeutet Würde (ich bin ein Kind Gottes), Berufung (ich bin ein Christ),  konkrete Aufgaben Gott, meinen Mitmenschen, der Welt und mir selbst gegenüber. Vieles von dem wurde zerstört. Wenn ich meine Taufe ernst nehme, dann muss ich im Glauben, in der Gnade und Erkenntnis wachsen. Sie werden immer „tiefer“ in mir. Sie werden mir dabei helfen, den von Gott gewollten und geschaffenen guten Zustand (Paradies), den wir zerstört haben, wieder aufbauen. 

Dass es nötig ist, zumindest die Beziehung zu unseren Mitmenschen neu zu überlegen, zeigt uns das Evangelium. Wir sehen einen kranken Mann. Nach einem kurzen Gespräch mit Jesus sagt er: „Herr, ich habe niemanden, der mich trägt“. Was ist hier schlimmer: das körperliche Leiden oder die Verlassenheit?

Da wird jetzt zu Hause bleiben müssen und Zeit haben, haben wir die Möglichkeit, unseren Umgang mit den Menschen, mit der Welt und unsere Beziehung zu Gott gründlich zu überlegen und neu zu orientieren. Durch kleine Veränderungen, auch wenn sie manchmal unbequem und ungewohnt sind, kann sich durch sie unsere Verantwortung zeigen. Verantwortung ist auch ein wichtiger Aspekt meiner Taufe.

 

23. März 2020 - Montag.

Jes 65,17-21

Joh 4,43-54

 

Ab heute bis hinein in die Karwoche hören wir die Abschnitte aus dem Johannesevangelium. Der heutige Passus ist besonders interessant. Um ihn auszulegen, müssen wir die Situation verstehen.

Jesus war unterwegs. Die Menschen in Samarien und in Galiläa nahmen ihn auf, weil sie nicht nur seine Worte hörten, sondern vor allem seine Wunder sahen. Zum Glauben an ihn kamen sie aufgrund seiner Taten.

Heute ist anders. Zu Jesus kam ein Mann - nicht Irgendeiner, sondern ein königlicher Beamter. Es ist anzunehmen, dass er Jesus nicht kannte. Er nahm einen langen Weg auf sich. Die Entfernung von Kafarnaum nach Kana beträgt mehr als 20 Km. Er kam und bat: „Mein Sohn ist krank. Komm und heile ihn, denn er liegt im Sterben“.

Die Antwort Jesu an den besorgten Vater: „Geh, dein Sohn lebt“, klingt im ersten Moment nach einer Abweisung. Sollte man nicht erwarten, dass Jesus mitgeht um zu helfen? Stattdessen schickt er den Vater fort? 

Hinter dieser Antwort und diesem Verhalten Jesu verbirgt sich jedoch noch Etwas: Jesus mutet dem Vater zu, ihm zu glauben und in diesem Glauben, sich auf den Weg zu machen.

Der Glaube an Jesus besteht nicht darin, Wunder gesehen zu haben, sondern seinem Wort zu vertrauen.

Die Aussage dieser Geschichte ist klar: Geh im Vertrauen auf das Wort Jesu, auch wenn du die Wirkung nicht sofort siehst. Dieses Wort ist heilend.

 

22. März 2020 - 4. Fastensonntag.

1 Sam 16,1.6-7.10-13

Eph 5,8-14

Joh 9,1-41

 

Am vergangenen Sonntag haben wir von einer Begegnung gehört: Eine Frau aus samaritischen Sychar begegnet Jesus am Jakobsbrunnen und kommt zum Glauben an ihn.

Heute ist wieder eine Begegnung: Jesus und der Blindgeborene. Bei diesem Treffen wurde dem armen Menschen Vielfaches geschenkt: Licht für seine Augen - er konnte sehen. Licht für seine Seele - er glaubte an Jesus und bekannte ihn als den Messias. Und nicht zuletzt ein würdiger Platz in der Gesellschaft, in der Gemeinde - nach der Heilung wurde er nicht mehr als „Bettler“, sondern als Mensch gesehen. Also vielfache Befreiung.

Da fragen wir uns nach unseren eigenen Begegnungen mit Gott. Pflegen wir sie? Suchen wir sie? Sehen wir in ihnen eine Chance für uns, für das Zusammenleben in der Gemeinschaft?

Und noch eines: Begegnung bedeutet immer eine Beziehung. Und die Beziehung will gelebt werden. Anders gibt es sie nicht.

 

21. März 2020 - Samstag.

Liebe Pfarrgemeinden von Ulmerfeld-Hausmening-Neufurth und Winklarn!

 

In dieser Form möchte ich Ihnen hier, auf unserer HP, einige Gedanken zu den biblischen Lesungen des Tages zum Nachdenken geben.

Noch einige Wochen dürfen wir keinen Gottesdienst gemeinsam in der Kirche feiern. Das heißt aber nicht, dass wir nicht verbunden bleiben. Ich werde es versuchen, möglichst jeden Tag, ein paar Worte zu schreiben. Vielleicht finden Sie dort etwas für sich selbst.

Ich lade Sie ein, persönliches Gebet zu vertiefen, Momente der Stille in der Kirche zu finden (die Kirche ist jeden Tag offen), und - verbunden mit vielen anderen - das Vaterunser jeden Tag um 20.00 Uhr zu beten. Das ist eine besondere Gebetskette aller Christen in ganz Österreich.

Ich grüße Sie herzlich, Pfarrer Wieslaw Kudlacik. 

P.S. Die biblischen Texte schreibe ich ganz bewusst nicht dazu, damit Sie diese selbst in der Bibel finden.

 

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